Auf der Suche nach der Wahrheit

Fake News sind heute allgegenwärtig – ob in Debatten zu Gesundheit, Politik, Klima, Wirtschaft oder Kultur. Die Wahrscheinlichkeit, irgendwann mit ihnen in Berührung zu kommen, ist hoch. Doch das Problem ist älter, als viele denken: Es ist im Kern die uralte Frage nach der Wahrheit.

Fake News sind keine Erfindung unserer Zeit. Der Psychologe und Forscher Sander van der Linden sagt: «Was eine Fake News ausmacht, ist im Grunde nichts wirklich Neues, sondern ziemlich alt.» Neu sind jedoch die technischen Möglichkeiten zur Bearbeitung von Bildern und Videos sowie die rasante Verbreitung über soziale Netzwerke. Hinzu kommt: Heute ist nicht mehr nur eine Redaktion für die Verbreitung von Nachrichten zuständig – jede und jeder kann selbst Inhalte publizieren. Oft fehlt dabei die Überprüfung auf ihren Wahrheitsgehalt. Kein Wunder, dass Fake News in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Die entscheidende Frage lautet: Wie erkennt man sie – und damit auch die Wahrheit?

Möglichkeiten der Wahrheitsfindung
Die Suche nach der Wahrheit hat schon Platon und andere Philosophen beschäftigt. Sie war und ist bis heute eine Bezugsgrösse in der Philosophie. Doch im digitalen Zeitalter hat sich das Problem verschärft, meint der Philosoph und Theologe Giuseppe Corbino. Für ihn hat die Philosophie in diesem Zusammenhang die Aufgabe Aufklärungsarbeit zu leisten und Medienkompetenz zu fördern. 
Die Philosophiegeschichte hält verschiedenste Modelle zur Wahrheitsfindung bereit. Thomas von Aquin entwickelte etwa die sogenannte Korrespondenztheorie, die Wahrheit als Übereinstimmung von Sache und Erkenntnis versteht. Das lässt sich leicht anwenden bei einfachen Fragen wie: Scheint die Sonne? Doch bei komplexen gesellschaftlichen oder persönlichen Themen stösst das Modell an Grenzen – hier braucht es mehr.

Kritischer Blick von aussen
Besonders wertvoll kann dann der offene Austausch mit anderen sein, auch mit Menschen, die eine völlig andere Sichtweise haben. Dabei geht es darum, zuzuhören, nach guten Argumenten zu suchen und die eigene Meinung kritisch zu prüfen – eine philosophische Grundhaltung, wie Giuseppe Corbino betont. Dafür muss man einen gewissen Abstand zur eigenen Position gewinnen und sie nicht als Teil der eigenen Identität begreifen. Andernfalls wirkt jede abweichende Meinung wie ein persönlicher Angriff. Diese innere Distanz immer wieder zu üben, kann ein Schritt sein, um Fake News zu durchschauen – und der Wahrheit ein Stück näher zu kommen.