Die Freitagssuppe: Gemeinsam essen, solidarisch handeln

Rahel Fässler, Organisatorin der Freitagssuppe
Was gehört alles zu den Vorbereitungen der Freitagssuppe?
Im Herbst starten wir mit der Planung: Wir legen im Team die Daten für die Freitagssuppe fest, fragen die Köchin oder den Koch an und reservieren die Räume. Zu Beginn des Jahres bestellen wir alles Material – von den Zelten bis zu den Bänken – und fragen Mitarbeitende an, ob sie helfen möchten. Natürlich gehört auch die Werbung dazu. Am Tag der Veranstaltung brauchen wir dann Unterstützung beim Aufstellen, Ausschenken und Aufräumen.

Was ist die grösste Herausforderung bei der Organisation?
Der Mittwochabend ist für mich die grösste Herausforderung – ich schaue mir das Wetter an und entscheide, wie viele Wähen und Brote wir bestellen. Dann hoffe ich jedes Mal: «Hoffentlich geht meine Planung auf!»

Wieso braucht es ein Projekt wie die Freitagssuppe?
Es ist schön, dass verschiedene Menschen – Familien, Senioren, Junge – zusammenkommen. Die Freitagssuppe dauert zwar nur kurz, aber sie bringt viele Leute für einen guten Zweck zusammen.


Marianne Weber, freiwillige Helferin bei der Freitagssuppe
Was bedeutet Ihnen dieses Projekt persönlich? 
Die Idee des Projekts, wo es wirklich ums Verzichten zugunsten der Armen geht, überzeugt mich. Schon als Katechetin wollte ich den Jugendlichen zeigen, dass wir mit unseren Ideen und unserem Einsatz eine gerechtere Welt mitgestalten können.

Was sind Ihre Hauptaufgaben bei der Freitagssuppe?
Meine Aufgabe bei der Freitagssuppe ist es, die Wähen zu schneiden. Es bereitet mir jedes Jahr Freude, aber auch etwas Mühe, denn manchmal muss ich beim Schneiden «schmörzele». Je mehr Leute kommen, desto mehr Wähen braucht es. Dann gebe ich den hungrigen Gästen oft nur ein kleines Stück Kuchen und sage: «Es esch jo Faschtezyt ond anderi hend gar nüd z’biisse!» Wir verzichten ja aus Solidarität mit den Armen auf einen vollen Magen.

Glauben Sie, dass solche Projekte einen Einfluss auf das Bewusstsein für Armut haben? 
Ich bin mir nicht sicher, ob solche Projekte wirklich langfristig das Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit verändern. Bei einer leckeren Suppe, knusprigem Brot, köstlicher Wähe und Tee denkt man oft nicht an den Hunger der Armen, die nur ein Stück trockenes Brot und Wasser haben. Vielleicht bräuchte es zusätzlich zu jeder Freitagssuppe auch einen geistigen Impuls, der uns auf den eigentlichen Sinn der Freitagssuppe aufmerksam macht. Wenn das Fastenprojekt stärker im Mittelpunkt stünde, würde der Spendentopf bestimmt mehr Beachtung finden.