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Der Verlust eines geliebten Menschen bringt eine Flut an Emotionen mit sich – von Wut und Angst bis hin zu Erleichterung. Die Trauerbegleiterin Ruth Estermann erklärt, warum Trauer individuell ist und wie das Trauercafé Betroffenen hilft, ihren eigenen Weg zu finden.
Der Verlust eines nahestehenden Menschen kann uns unvermittelt treffen oder sich aufgrund einer langen Krankheit abzeichnen. In jedem Fall löst er Trauer aus. Doch wie diese erlebt wird, ist individuell. Die Trauerbegleiterin Ruth Estermann erklärt: «Trauer ist eigentlich ein Begriff für viele verschiedene Emotionen. Dazu gehören zum Beispiel Wut, Unsicherheit, Angst, aber auch Erleichterung.» Der Umgang mit diesen intensiven und oft wechselnden Gefühlen ist eine grosse Herausforderung. «Auch wenn man sich intensiv mit dem Thema Verlust und Trauer auseinandersetzt, wird es nach dem Tod eines geliebten Menschen anders sein. In dieser Situation erlebt man so viele verschiedene Emotionen, die man nicht erahnen kann», sagt Ruth Estermann.
Neue Lebensrealität
Neben den vielfältigen Emotionen müssen Trauernde sich auch einer neuen Lebensrealität stellen. Das Leben, wie es geplant oder vorgestellt war, wird es so nicht mehr geben. «Das heisst, das Blatt ist weiss – und das überfordert. Von einer Sekunde auf die andere sollte man einen neuen Lebensplan haben. Das ist bei einer Mutter, die ihr Kind verliert, so, kann aber auch mit 90 passieren. Ein Ehemann, der immer davon überzeugt war, vor seiner Frau zu sterben, hatte einen anderen Plan für sein Leben», so Ruth Estermann. Für viele Betroffene bedeutet das, mit einer grossen Unsicherheit umgehen zu müssen.
Einbringen was passend ist
Für all diese Emotionen und Fragen braucht es Zeit – eine Zeit, die unmittelbar nach dem Verlust oft fehlt, weil viele organisatorische Aufgaben anstehen. Viele Trauernde funktionieren in dieser Phase einfach. Doch auf lange Sicht lässt sich die Trauer nicht verdrängen. Sie will durchlebt werden. Hier setzt das Trauercafé an und schafft einen geschützten Raum. «Es geht im Trauercafé nicht darum, die Trauer zu bekämpfen, sondern sie zu integrieren. Denn sie wird ab jetzt Teil des Lebens sein», sagt Ruth Estermann.
Diesem Prozess wird im Trauercafé viel Zeit eingeräumt. Niemandem wird etwas übergestülpt – jede und jeder darf das mitnehmen, was individuell stimmig ist. Ruth Estermann präzisiert: «Ich lade dazu ein, etwas mitzuteilen. Wenn das nicht passt, ist es auch okay. Jeder und jede darf das einbringen oder einfordern, das gerade für ihn oder sie passend ist.» Sie macht immer wieder die Erfahrung, dass der Austausch den Menschen guttut. Für viele ist es beruhigend zu erkennen, dass ihre Gefühle normal sind und sie sie zulassen dürfen. So wird das Trauercafé zu einem Ort, an dem Trauernde mit ihren Herausforderungen willkommen sind und sich getragen fühlen.