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Jetzt in den Sommermonaten zieht es viele in die Ferne. Entspannen, Kultur erleben oder vielleicht auch heilige Orte besuchen. Davon erzählen Ludwig und Theres Spirig-Huber, die terra sancta tours leiten und viel mit Pfarreien unterwegs sind.
Wie kam es zu der Idee von den terra sancta tours?
Ludwig Spirig-Huber: Als Zentralredaktor des Luzerner Pfarreiblattes wollte ich Ende der 90er-Jahre eine Reise für die Leser*innen in ein Land mit christlichen Anknüpfungspunkten anbieten. terra sancta tours war damals ein ganz junges Reisebüro, das ich selber noch nicht kannte. Sie boten eine Inforeise nach Syrien für Personen an, die zu einem späteren Zeitpunkt selbst eine Reise leiten. Ich nahm teil und war begeistert. 2000 folgte dann die erste Leser*innenreise.
Theres Spirig-Huber: 2002 bei der zweiten Leser*innenreise war ich dann auch dabei.
Ludwig Spirig-Huber: Danach wurden wir immer wieder gefragt: «Wann geht ihr mal wieder nach Syrien?» So schrieben wir regelmässig Reisen über terra sancta tours aus. Als Fredy Christ, der Gründer von terra sancta tours, uns 2008 fragte, ob wir das Reisebüro übernehmen wollen, haben wir uns im Verlauf etlicher Gespräche und Überlegungen dazu entschieden, terra sancta tours zu übernehmen und weiter zu entwickeln.
Theres Spirig-Huber: Bereits Fredy Christ ging es darum, Menschen und Kulturen zu begegnen. Uns war zusätzlich noch der Aspekt wichtig – Religionen zu begegnen und das auf faire und respektvolle Art und Weise.
Was macht diese Art des Reisens für euch so wertvoll?
Theres Spirig-Huber: Ich biete Wander-
exerzitien in Israel-Palästina, in Spanien und in der Türkei an. Je nach Land auf den Spuren von Jesus, von Teresa von Avila oder Johannes von Kreuz und in der Türkei auf den Spuren der ersten christlichen Gemeinden. Bei diesen Exerzitien versuchen wir drei Ebenen miteinander zu verbinden: Da wird die geografische Logik der Reise mit dem Leben der Person wie zum Beispiel dem der Teresa von Avila verknüpft und beides mit dem inneren Exerzitienprozess verbunden. Wir versuchen immer auch einen Beitrag vor Ort zu leisten: Einmal halfen wir einer beduinischen Gemeinschaft in Israel, einen Platz für die Pflanzung von Oliven vorzubereiten. Später konnte eine andere Gruppe bei der Ernte mithelfen. So kommen wir mit Menschen ins Gespräch und lernen ihre Situation kennen. Die Begegnungen sind für mich das Wertvolle. Dabei geht es sowohl um die realen Begegnungen als auch um die Begegnungen mit den Personen, auf dessen Spuren man unterwegs ist. Ausserdem spielen die Begegnungen mit dem Land, das man erkundet, eine Rolle. Es sind Begegnungen, die einen als ganze Person verändern.
Ludwig Spirig-Huber: Für mich war die Arbeit bei terra sancta tours zuerst eine riesige Horizonterweiterung. Plötzlich hatte ich intensiven Kontakt mit Menschen in den Ländern, in die wir reisen. Es sind Kontakte, die über das Geschäftliche hinausgehen, aus denen Freundschaften entstanden. Was wir anbieten, ist Verkündigung. Ich verstehe mich nicht als Touristiker, sondern als Theologe, der Reisen – und zwar Reisen mit den oben genannten Haltungen – anbietet. Ich möchte einen Rahmen schaffen, der echte Begegnungen mit Menschen und Religionen ermöglicht.
Was war die eindrücklichste Begegnung für euch?
Theres Spirig-Huber: Es gibt viele. Eine war sicher auf meiner ersten Reise 2002 die Begegnung mit unserem Guide in Syrien. Er ist syrischer Palästinenser, dessen Vater 1948 aus Palästina vertrieben wurde. In Gesprächen zur Situation in seiner Region sagte ich manchmal: «Nein, so kannst du das nicht sehen.» Doch eines Nachts fragte ich mich: «Mit welchem Recht sage ich ihm, wie er die Welt zu sehen hat?» Also haben wir ein Gespräch in der Reisegruppe organisiert, bei dem es ums Zuhören und Verstehen statt um Positionen ging. Das war eine sehr eindrückliche Begegnung.
Was wünscht ihr den Menschen, die mit euch reisen?
Ludwig Spirig-Huber: Wenn wir zum Beispiel mit einer Pfarrei in Kontakt kommen, dann frage ich als erstes: Was möchtest du, was möchtet ihr? Darauf kann ich dann reagieren. Mir ist wichtig, dass die Leitung der jeweiligen Gruppe sagen kann, was ihnen wichtig ist.
Theres Spirig-Huber: Es geht bei den Reisen auch um eine Erweiterung der eigenen Sicht der Welt, um Horizonter-
weiterung durch Begegnungen, Gespräche und Impulse.
Ludwig Spirig-Huber: Was wir uns wünschen, ist: dass Menschen auf den verschiedenen Ebenen Erfahrungen machen können. Vielleicht kommt es in dem Satz zum Ausdruck: Wir wollen nicht als Tourist*innen unterwegs sein, sondern als Pilger*innen. Wobei das Wort Pilgern meint, dass der Blick weit offen ist – offen auch für die Menschen vor Ort und ihre Situation heute.
Welche Tipps habt ihr für Menschen, die sich unsicher sind, ob eine solche Reise für sie das Richtige ist?
Ludwig Spirig-Huber: Fürs Erste kann es helfen, sich die Bilder, die man von dem Land hat, bewusst zu machen.
Theres Spirig-Huber: Mit Menschen ins Gespräch kommen, die schon einmal so eine Reise gemacht haben. Sich über das Land schlau machen und lesen, das können auch Romane sein. Dann natürlich die jeweilige Infoveranstaltung vor einer Reise nutzen. Sich fragen: Was lockt und was hindert mich? Bekannte fragen, was sie von dem Angebot halten, um für sich Klarheit zu finden.
Interview: Tanja Metz
Foto: zVg