Sprecherin beim Wort zum Sonntag erzählt

Pia Brüniger-von Moos ist Sprecherin beim Wort zum Sonntag. Hier erzählt sie von dieser Arbeit und ihren neu gewonnenen Erfahrungen.

Seit dem Herbst 2020 sprichst du immer wieder das Wort zum Sonntag. Wenn man vor dem Fernseher sitzt, wirkt das Gesprochene immer mühelos. Doch was braucht es alles, damit dies am Ende so wirkt?

Alle Teammitglieder beim Wort zum Sonntag arbeiten verschieden. Ich gehe jeweils einem Thema, einem Wort oder Satz nach, von dem ich mich im Moment besonders angesprochen fühle. Das Thema muss mich betreffen, darf mir aber nicht zu Nahe gehen. Genügend Distanz ist wichtig, damit ein objektiverer Blick auf das Thema gelingen kann. Nach dem Entscheid für ein Thema lese ich mich in dieses ein und forsche ihm nach. Am Montag vor der Aufnahme geht eine erste Skizze an die Redaktionsleitung in Zürich. Es tut gut, wenn dann die motivierende Rückmeldung kommt: «Das kommt gut.» Erst dann beginnt die effektive Arbeit.


Du hast damals eine neue Aufgabe übernommen. Was waren die grössten Herausforderungen?

Vertrauen zu haben. Meine Arbeit an einem Text ähnelt der einer Bildhauerin: Es ist wie bei einem Stein, bei dem man alles wegschlägt, was überflüssig ist. Wenn ich beginne, kenne ich das Thema, aber nicht die endgültige Form. Diesem Prozess muss man vertrauen, bzw. beginne ich langsam zu vertrauen. «Kill your darlings» – eine alte Schreibregel – die habe ich auch kennengelernt: Eine schöne Formulierung oder etwas, das man so gerne auch noch dazu gesagt hätte, muss beim Überarbeiten des Textes gestrichen werden. Es ist wie in anderen Bereichen des Lebens. Die Versuchung, zu viel zu wollen, sich nicht trennen können von Unwichtigem, ist auch beim «Wort zum Sonntag Schreiben» gross.


Was hat dir besonders geholfen, allfällige Hindernisse und Motivationslöcher zu meistern?

Oft half es mir, mit Menschen zu telefonieren, von denen ich weiss, dass sie an mich glauben. Ich habe dabei nie eine Lösung vom Gegenüber erwartet, sondern das «Erzählen können» hat mir geholfen, Klarheit in meine Gedanken zu bringen. Und ab und zu hab ich auch vis à vis von meinem Büro in der Kirche Nottwil eine Kerze angezündet. Dort liegt ein Gebet auf, in dem es heisst: «Zur rechten Zeit wird Gott euch das rechte Wort geben, danach verlangt mich jetzt am meisten.»


Hat es sich für dich gelohnt, dich auf das Unbekannte einzulassen?

Ja, denn das Wort zum Sonntag bietet Gelegenheit, ausserhalb des «geschützten Kirchenraums» Gedanken aus christlicher Sicht zum aktuellen Zeitgeschehen zu platzieren. Ein öffentliches, christliches Statement. Sich dafür «auszusetzen und einzusetzen», das empfinde ich sehr wohl als «lohnenswert».

Fragen: tm


Wort zum Sonntag mit Pia Brüniger-von Moos

Samstag, 16. Juli, 27. August, 17. September und 15. Oktober, jeweils um 20.00 Uhr, SRF 1