Anke und Brot als Stärkung

Mit dem Ankebockbittgang pflegt Knutwil eine alte Tradition, die sich immer wieder der Zeit anpasst.

Jeweils im Sommer lädt die Pfarrei Knutwil/St. Erhard zum Ankebockbittgang in einen der umliegenden Weiler ein. Dieses Jahr ist es der Weiler Wolen. Mit einem gemeinsamen Gottesdienst geht es los, bevor sich die Feiernden zum Bittgang durch die Felder und Wiesen aufmachen. Eine Tradition, die mittlerweile einige Jahrhunderte zurückreicht. Als im Jahr 1692 sechs Gebäude des Weilers Wolen abbrannten, im Jahr darauf Eriswil ein ähnliches Unglück erlebte und die Bauern in Hitzlingen und St. Erhard mit der Rinderpest zu kämpfen hatten, beschloss man, die Bittgänge neu zu beleben. In diesem Zug verpflichteten sich die Landwirte der drei Weiler zur Stärkung jeweils Anke und Brot zu spenden. Und so pilgert man bis heute durch die Felder und Wiesen, bittet um Gottes Segen und lässt sich an der frischen Luft Brot und Anke schmecken.


Vielfältige Anliegen

Verändert haben sich vermutlich die Anliegen, für die gebetet wird. Lange bedeutete eine schlechte Ernte auch Hunger. In dieser Situation baten die Menschen um gutes Wetter, den Schutz ihrer Höfe und damit um eine gute Ernte. Heute ist das für viele kaum noch spürbar, denn in den Regalen der Supermärkte ist stets genügend verfügbar. Der Zusammenhang von Wetter und Ernte ist heute in der Schweiz viel weniger wahrnehmbar. Dafür wächst seit einigen Jahren das Wissen um die Gefährdung der Natur. Mit einem bewussten Gang entlang von Wiesen und Feldern kann dieses Bewusstsein zum Ausdruck kommen. Denn vielen ist ein umwelt- und mitweltfreundliches Handeln wichtig. Sie sehen darin einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung.

Während früher Brot und Anke während des Bittgangs als Zwischenverpflegung bei den Höfen abgegeben wurde, gibt es dies heute erst danach. Denn laut historischen Aufzeichnungen sorgten die Zwischenverpflegungen für zu viel Ablenkung und sie störten die Andacht. So wurde über die Regierung 1811 durchgesetzt, dass Anke und Brot am Ende des Bittgangs verteilt werden. Gleich geblieben ist, dass nach wie vor die Landwirte Brot und Butter spenden. Heute jedoch laden Pfarrei- und Kirchenrat danach noch zu einem Mittagessen ein.


Ankebockbittgang
Sonntag, 26. Juni, 10.30 Uhr, Weiler Wolen
Der Gottesdienst mit dem Bittgang beginnt um 10.30 Uhr. Der Kirchenchor bereichert die Feier mit seinem Gesang. Über die Durchführung bei unsicherer Witterung informiert Sie Tel. 1600 (Rubrik 1, Schulen/Kirchen/Behörden) ab Samstag, 13.00 Uhr.