Begleiten in Zeiten von Krankheit und Ungewissheit

In Zeiten von Krankheit oder Unfall können Gespräche oder Begleitung mit einem Seelsorger oder einer Seelsorgerin als Stärkung empfunden werden Die Spitalseelsogerin Susann Schüepp Brunner und die Pfarreiseelsorgerin Luzia Häller berichten hier von ihrer Arbeit.


Wann und wie kommt man mit euch in Kontakt?

Susann Schüepp Brunner: Ganz praktisch ist das im Spital der Fall, wenn andere Berufsgruppen, z. B. die Pflege uns beiziehen. Es kann sich um die Unterstützung von Patientinnen und Patienten in einer belastenden Situation, um Themen wie Trauer oder Angst oder auch ethische Fragen handeln. Oder Patientinnen und Patienten melden sich von sich aus bei uns und bitten um ein Gespräch. Im Rahmen der aufsuchenden Seelsorge gehen wir auch von uns aus bei den Patientinnen und Patienten vorbei und schauen, wo es ein Bedürfnis nach einem Gespräch, einem Ritual oder auch ein spezifisch religiöses Bedürfnis wie der Kommunion gibt. Unser Angebot ist dabei sehr offen sowohl für spezifisch religiöse Anliegen als auch für Gespräche zur Frage: Wie lässt sich mit der momentanen Lebenssituation umgehen? Dabei arbeiten unsere Teams an den Standorten Luzern, Sursee und Wolhusen. Wir sind da für Patientinnen und Patienten, für Angehörige sowie in Belastungssituationen auch für Mitarbeitende.

Luzia Häller: Die Pfarrei erfährt nur dann vom Spitalaufenthalt, wenn die Patientinnen und Patienten dies wünschen. Konkret heisst dies, die Patientinnen und Patienten müssen dies beim Eintritt in das Spital auf dem Anmeldeformular ankreuzen. Notfallpatientinnen oder -patienten erhalten das Formular nicht. Sie können aber selbst aktiv werden und direkt in der Pfarrei anrufen. Dann kommt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger von der Pfarrei für einen Besuch ins Spital, denn es ist uns wichtig, dass wir auch in schwierigen Situationen für die Menschen da sind und so die Verbindung zur Pfarrei halten können.

Susann Schüepp Brunner: Auch wenn wir von der Spitalseelsorge gerne alle Patientinnen und Patienten besuchen würden, so ist das vor allem in Luzern aus zeitlichen Gründen nicht immer möglich. Daher ist es wichtig, dass Betroffene oder Angehörige den Wunsch nach einem Besuch äussern.


Wenn die Patientinnen und Patienten aus dem Spital entlassen werden, wie kann es dann weitergehen?

Luzia Häller: Die Begleitung durch die Spitalseelsorge findet nur im Spital statt, wir von der Pfarrei können nach dem Spitalaufenthalt den Faden wieder aufnehmen. Dafür muss man sich einfach bei uns im Pfarramt melden. Als Hilfe haben wir vom Pastoralraum nun einen Flyer mit den nötigen Kontaktdaten der Pfarreien erarbeitet. Dabei richtet sich auch bei uns das Angebot nach den Bedürfnissen der Betroffenen: Sozialberatungen, Gespräche, Kommunion oder auch Krankensalbung – einfach auch menschlich dasein.


Jetzt haben wir viel darüber gesprochen, was nötig ist, um Besuch von einem Seelsorger oder einer Seelsorgerin zu erhalten. Doch was kann man sich unter einem seelsorgerlichen Gespräch vorstellen?

Luzia Häller: Vonseiten der Pfarrei geht es häufig um eine Form der Verbundenheit. Die Gespräche sind sehr verschieden und es geht bei Weitem nicht immer um Leben und Tod. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass die Menschen im Spital mehr Zeit haben und sich dann Fragen stellen, die im Alltag nicht aufkommen. Diese Fragen sind oft der Ausgang für ein Gespräch. Oft ist es auch ein Zeichen, der Kontakt und die Verbundenheit: Du bist nicht allein.

Susann Schüepp Brunner: Bei den Gesprächen geht es um das, was einer Person in diesem Moment wichtig ist. Es gibt Gespräche, in denen es eher um Alltägliches geht. In anderen erzählt jemand von Erlebtem und kommt dann auf eine tiefere Ebene, zum Beispiel den Verlust des verstorbenen Partners. Das kann dann auch in ein Gespräch über den eigenen Tod münden. Wir Seelsorgenden haben dabei die Rolle des Mitgehens, Daseins, des empathischen und aktiven Zuhörens. Wir versuchen herauszuhören, was der Person in dieser Situation helfen könnte. Wobei es nicht nur um die Frage geht: Wo drückt der Schuh, sondern auch was macht Freude?

Luzia Häller: Ich empfinde es als Chance, dass wir von aussen kommen. Manchmal können die Patientinnen und Patienten uns Dinge erzählen, die sie Angehörigen nicht erzählen können. Vielleicht, weil sie die nicht zusätzlich belasten wollen oder weil Angehörige das Gesagte mit anderen Ohren hören. Wir sind unbelastet, können einfach zuhören und mitgehen.


Warum sind eure Besuche für die Patientinnen und Patienten wertvoll?

Susann Schüepp Brunner: Bei der Bewältigung einer verunsichernden oder belastenden Situation hilft es, sich jemandem anvertrauen, die eigenen Gedanken und Gefühle klären zu können. Es ist wertvoll, wahrgenommen zu werden, mit dem, was jetzt da ist.

Luzia Häller: Ich denke, den Betroffenen tut es gut, dass sich jemand für sie als ganze Person interessiert und nicht für sie als Patient mit zum Beispiel einer Krebserkrankung. Für uns als Pfarreiseelsorgende bricht der Kontakt auch nicht einfach ab, wir halten den Kontakt über das Spital hinaus.


In den Kirchen des Pastoralraums finden Sie einen Flyer it den Informationen für eine Begleitung durch die Pfarrei. Melden Sie sich gerne.

Flyer zum Downloaden